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Mechanische Halbleinen- und Gebildweberei V. Kerstiens, Neuenkirchen
Die Dampfmaschine stammt aus der ehemaligen Weberei Kerstiens in Neuenkirchen. Dort an der Emsdettener Straße begründete Valentin Kerstiens im Jahre 1871 eine Mechanische Halbleinen- und Gebildweberei mit anfänglich 60 mechanischen Webstühlen.
Die Kerstiens gehörten zu einer alteingesessenen Kaufmanns- und Verlegerfamilie, die mehr als zweihundert Jahre von dutzenden von Heimwebern Gewebe und Textilien herstellen ließen.  Hierfür stellten sie entsprechend das Kett- und Schußgarn und nahmen die Fertigware in Empfang, in erster Linie Leinen und Halbleinen, das  überwiegend in die Niederlande verhandelt wurde. Noch im 19. Jahrhundert unterhielt man, wie viele Textilverleger in der Region, eigene Niederlassungen in den Niederlanden – in diesem Falle ein Filialbetrieb in Amsterdam.

Mit der Gründung der mechanischen Weberei wurde der Schritt zur fabrikmäßigen Produktion vollzogen und die Heimweberei im Verlagssystem endgültig aufgegeben. Das florierende Unternehmen – eine Buntweberei, in der man überwiegend Handtücher und Tischwäsche herstellte, wurde bereits um 1900 auf 250 Webstühle erweitert.

Zur Weberei gehörte ein Vorwerk mit Spulerei, Zettlerei und Schlichterei, sowie die Nachbehandlung mit Mangel und Kalander. Auch eine Näherei war angeschlossen, in der die Meterware zu fertiger Bett- und Haushaltswäsche konfektioniert wurde. Kunden waren vor allem der Fachhandel und andere Textilgeschäfte sowie Kauf- und Versandhäuser.

Unter dem Druck der Einfuhr von Texti-lien aus Billiglohnländern musste jedoch die Produktion in den 1960er Jahren eingestellt werden. Bis zur Aufgabe im Jahre 1962 beschäftigte die Firma Kerstiens zwischen l00 und 150 Mitarbeiter. Die Fabrikgebäude an der Emsdettener Straße wurden 1983 abgebrochen.
Buchstäblich in allerletzter Sekunde rettete damals Rudolf Breuing mit dem Heimatverein Rheine die Dampfmaschine vor der Verschrottung.
Für bald 20 Jahre vergessen, wurde die Dampfmaschine im Frühjahr 2003 dort auf dem Gelände des Städtischen Bauhofs „wiederentdeckt“.
 

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