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Wem die Stunde schlägt

Textilmuseum erhielt ebenfalls die Räumungsaufforderung und sucht nun nach Alternativen

20230626 183723Es kursieren derzeit im Internet auf Facebook Nachrichten über das Textilmuseum, die ein stückweit unsere eigenen Kenntnisse überholen und Dinge schon für abgeschlossen erklären: Textilmuseum in Rheine wird nun Teil der Geschichte! Wer weiß da schon  mehr??

Tatsache ist aber, auch für das Textilmuseum Rheine hat die Stunde geschlagen. Auch wir haben jetzt die Räumungsaufforderung erhalten. Ein erstes Gespräch mit dem neuen Besitzer und Bauherrn verlief allerdings recht moderat: Wir setzen Sie nicht vor die Tür!“, lies Oliver Meisel von der FIM Unternehmensgruppe aus Bamberg verlauten. Wie geplant werden wir unsere Jute-Ausstellung „ In der Jute“ über die Jute-Industrie in unserer Region noch im September in unseren angestammten Räumlichkeiten zeigen können. Dann aber müssen die Räumlichkeiten, wie angekündigt, vollständig beräumt werden, Das Gebäude wird im Zuge der Neuplanung abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. In diesen Räumlichkeiten sind wir aber nicht mehr mit vorgesehen.

Das Textilmuseum gibt es jetzt an diesem Standort gut 18 Jahre, im Jahr 2005 erfolgte die Gründung bereits in den Räumlichkeiten, Gründungsmitglieder waren u.a. Hermann Büscher, der Seniorchef des EEC-Centers, Stadtarchivar Thomas Gießmann, Rechtsanwalt Manfred Laumann, Kulturmanager Martin Rehkopp und Heinz Löring vom Heimatverein. Unzählige Veranstaltungen (regelmäßige Teilnahme an der Museumsnacht) und immer wieder Ausstellungen zur regionalen Textil- und Industriegeschichte haben wir realisiert, etliche Publikationen haben wir aufgelegt und durchaus eigene Forschungen angeregt. Unsere Sammlung selbst ist speziell auf die Textilgeschichte in Rheine hin ausgerichtet.

Jetzt stellt sich die Frage, wohin wir mit unseren Museumsobjekten hin sollen. Wird es noch eine Zweitauflage unseres Museums geben? Was soll im Zweifel mit unseren Museumsgut werden? Das sind in der Tat quälende Fragen für uns.

Zweifellos ist die Coronakrise nicht spurlos am Textilmuseum vorbeigegangen, vor allem hat uns der frühe Tod unseres Vorsitzenden Jürgen Niehues hart getroffen, Zudem hatten wir einen weiteren Aderlass, indem wir uns von gut 25 alten Textilmaschinen trennen mussten, die vorher in der Walshagenspinnerei untergebracht waren. Diese meist über 100 Jahre alten Maschinen wanderten überwiegend in den Schrott.

Selbstverständlich haben wir bereits Überlegungen über den weiteren Verbleib angestellt und erste Gespräche bzgl. einer Übernahme von Museumsobjekten geführt. Aber wie wir meinen, ein Weggeben oder gar ein Wegschmeißen der Sammlungsgegenstände ist eigentlich keine Option für uns. Wir fühlen uns verpflichtet, diese Entscheidung auf Grund ihrer Bedeutung für die Geschichte der Stadt auf breitere Schultern zu legen. Wir wollen daher auch die Politik und die Stadt Rheine mit in die Verantwortung nehmen, was das Schicksal dieser dann unwiederbringlichen Sammlungsstücke zur Rheiner Textilgeschichte angeht. Die Textilindustrie hat die Stadt Rheine groß gemacht und ihr typisches Gepräge verliehen, abertausende Menschen fanden hier einst ihren Arbeitsplatz. Etwas sollte bleiben: ein Erinnerungsort an die Hochzeit der Textilindustrie. Die Sammlungsgegenstände zur lokalen Textilgeschichte gehören eigentlich zum unveräußerlichen Tafelsilber.

Vielleicht bietet sich anderswo noch eine Möglichkeit eines Neuanfangs in anderen Räumlichkeiten, ggf. auch mit weiteren Mitgliedern und Enthusiasten, aber auch mit deutlich mehr Unterstützung von Seiten der Kommune. Bislang mussten wir ohne jeglichen Etat und Zuwendungen aus öffentlicher Hand auskommen. Durchaus denkbar wäre auch eine komplette Übernahme von einer tragfähigen Initiative anderswo in unserer Kreisregion.

Vielleicht sollte die Politik und die Kulturbehörde mit uns die politische Sommerpause nutzen, um zu helfen, eine räumliche Alternative für das Textilmuseum zu finden.

Andreas Oehlke

 

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