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Wertvolle Originalabzüge eines texanischen Fotopioniers gefunden

Neuordnung der Sammlung förderte wichtigen Fund zu Tage.

Eine gehörige Portion Sammeleifer, Spürsinn und Entdeckerfreunde gehören wohl generell zum Museumsalltag. Manchmal kann man durchaus auch in den eigenen Beständen Entdeckungen machen.

Bild 1 Fred A. GildersleeveFred A. „Gildy“ Gildersleeve mit seiner PlattenkameraDerzeit werden die Sammlungsbestände und Einrichtungen zum Thema „Baumwolle" für die diesjährige AusstellungBild 4 GildensleeveSammelpunkt für geerntete Baumwolle an einer „cotton ginning mill", wo die Baumwolle grob gereinigt, entkernt und für den Transport zu Ballen gepresst wurde.  „Cotton worldwide" neugeordnet und arrangiert. Darunter wichtige Exponate, die wir damals ganz am Anfang von der Borghorster Warpsspinnerei übernommen hatten, u.a. auch eine Reihe von Fotographien von Erntearbeiten auf den Baumwollfeldern in den Südstaaten der USA, die wir aber irrtümlich für Reproduktionen hielten. Diese Fotographien waren für die aktuelle Ausstellung vorgesehen und sollten entsprechend hergerichtet werden. Bei der Entnahme aus den alten, minderwertigen Rahmen stellte sich jedoch heraus, dass es sich hierbei um wertvolle Original-Albuminabzüge handelt. Die Echtheit konnte uns freundlicherweise unser Fotospezialist Werner Brand bestätigen.

Diese wertvollen Aufnahmen aus der Pionierzeit der Fotographie (um 1910) waren mir bereits von einem früheren Besuch in der Bremer Baumwollbörse bekannt. In den Räumen der damals dort residierenden, traditionsreichen Baumwollexportfirma Albrecht, Müller-Pearse & Co. präsentierte mir der Chef des Hauses, Fritz A. Grobien, nicht ohne Stolz ein Album mit ca. 20 alten Originalaufnahmen von der Baumwollernte in den Südstaaten. Nach der Auflösung der Firma ging das Album jedoch wieder zurück in die USA. Zu dieser Albumserie gehören offenbar auch die Abzüge aus Rheine.

Die Fotos sind namentlich gezeichnet mit „Gildersleeve, Waco, Texas. USA" – eine texanische Baumwollexportfirma? Bild 2 2 Fred A. GildensleeveGildersleeve und sein Assistent Herbert Guinn auf ihrem „Einsatzfahrzeug“, einer Exelcior- Motorrad-Gespannmaschine (1909)Nein, ganz anders! Wie nun recherchiert werden konnte, handelt es sich hierbei um Aufnahmen des texanischen Fotopioniers Fred A. "Gildy" Gildersleeve (1881 –1958). Ein typischer Selfmademann, der in jungen Jahren mit einer einfachen Kodak Box Kamera begann und ab 1909 ein eigenes Fotoatelier in der Baumwollmetropole Waco im Bundesstaat Texas eröffnen konnte.

Gildersleeve war ein Gebrauchsfotograph im weitesten Sinne, machte Werbeaufnahmen, experimentierte mit Lichteffekten und Großformaten zu Werbezwecken, fotografierte ansonsten aber alles, was nachgefragt wurde: die üblichen Portraitaufnahmen, Hochzeiten, Beerdigungen, Sportereignisse, Industrieausstellungen, Volksfeste etc. Nebenbei hielt „Gildy" auf seinen Streifzügen quer durch die Stadt Leben und Treiben in der Stadt Waco in unzähligen Aufnahmen fest und wurde damit zu einem wichtigen Bildchronisten seiner Zeit. Sein reicher fotographischer Nachlas von allein 1.400 Glasnegativen wird heute von der Texas Collection der Baylor University in Waco bewahrt.

Bild 3 GildensleeveBaumwollpflücker auf den Feldern mit dem bis zu 3 m langen Pflücksack. Alben mit Aufnahmen von Gildersleeve von den Baumwollfeldern in Texas gelangten über den Baumwollhandel – wohl als Werbegeschenk - auch nach Deutschland, so auch ins Münsterland, wo sich im Bestand des Textilmuseums (Textilwerk) Bocholt heute noch ein letztes vollständiges Album befindet.

Das Textilmuseum Rheine freut sich nun über die aufgefundenen Fotoraritäten, die in der neuen Baumwollausstellung (Cotton worldwide, mit Fotos von Hans Peter Jost. Eröffnung am 3. August/ bis 26. August) exklusiv zu sehen sein werden.

 

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